In aller Munde ist er derzeit, der „Pflegefonds“. Aber warum und wie soll gerade dieser ein Finanzierungsproblem lösen?
Zuerst das, was passiert ist: Das Pflegegeld wurde seit seiner Einführung 1993 nur vier mal erhöht. Das bedeutet einen realen Wertverlust um ein Viertel! Um 25% weniger Stunden an Unterstützung können sich heute PflegegeldbezieherInnen leisten als noch vor knapp 20 Jahren. Mit der Pflegegeld-Stufe 4 (= € 660) bei einem Stundensatz von € 20 sind etwa 30 Stunden Unterstützung bezahlbar. Damals waren es noch 40 Stunden!
Das Pflegegeld, das effektiv einen großen Teil der Pflegeleistung in Österreich abdeckt, verliert also immer mehr an effektivem Wert, es wird von der Politik langsam aber sicher ausgehungert. Ein Leistungssystem, das – durch Studien belegt und von Betroffenen bestätigt – eine hohe Effizienz aufweist, wird von der Regierung abgebaut anstatt es auszubauen und zu verbessern!
„Schildbürgerstreich“ wird soetwas umgangssprachlich genannt. Und um der Misere zu begegnen, wird ein Zauberwort erfunden, das sich „Pflegefonds“ nennt. Und dieser „Pflegefonds“ ist anscheinend ein schwarzer Zylinder, in den man gleichsam wie ein Zauberer nur hineinlangen und Geld herausholen kann!
Eine Erhöhung des Pflegegelds ist nicht zu finanzieren. Es kracht im Gebälk des Staatshaushalts! Und, woher sollen die Milliarden für den Pflegefonds herkommen?
Ein Pflegefonds braucht außerdem neue Verwaltungsstrukturen, die Zeit im Aufbau brauchen, zusätzlich Geld kosten, und die für Verwirrung und Verunsicherung sorgen werden.
Eine Erhöhung des Pflegegeldes hingegen würde zielsicher und kostensparend allen nützen:
- Pflegende Angehörige können sich mehr Unterstützung zukaufen und sind daher weniger ge-/überfordert.
- Menschen, die mit Persönlicher Assistenz leben, können AssistentInnen besser bezahlen bzw. können sich mehr Assistenzstunden leisten.
- Die 24h-Betreuung würde für mehr Menschen leistbar werden (mehr Menschen könnten länger in den eigenen 4 Wänden leben).
- Und im Endeffekt nützt es auch den Gemeinden (sie bekommen mehr Geld für Menschen in Pflegeheimen, Wohneinrichtungen etc.).
Was ein „Pflegefonds“ mehr leisten könnte als das bewährte Pflegegeld, das habe ich bis jetzt noch nirgends vernehmen können. Vielleicht kommt das ja noch…
AutorIn: Thomas Stix
Zuletzt aktualisiert am: 01.02.2011
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