Clearing als Angebot zur Erhebung von Stärken, Interessen und beruflichen Perspektiven für Jugendliche und junge Erwachsene mit Benachteiligung feiert sein 10-jähriges Bestehen in Österreich. Zum Auftakt der Clearing Aktionswoche wurde am 06.06.2011 in einer Pressekonferenz im Bundessozialamt Wien auf die Erfahrungen der letzten Jahre zurückgeblickt, Herausforderungen angesprochen und ein Ausblick in die Zukunft des Clearing gegeben.
Es diskutierten:
- BM Rudolf Hundstorfer – Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz
- Dr. Günther Schuster – Leiter des Bundessozialamtes Wien
- Josef Schmied – Clearing Sprecher, Caritas St. Pölten
- Min.R. Mag. Christine Seifner – BMUKK, Abt. Sonderpädagogik/Inklusive Pädagogik
- Komm. Rat Dir. Jörg Schielin – SPAR Akademie Wien, WKO
Durch die Pressekonferenz führte Ute Fragner von dabei austria (Dachverband berufliche Integration austria).
Seit 2001 konsequent weiterentwickelt
Die ersten Clearingstellen wurden 2001, im Rahmen der von der Bundesregierung geschaffenen Beschäftigungsoffensive für die berufliche Integration behinderter Menschen, ins Leben gerufen. In den letzten Jahren zeigte sich, dass immer mehr Jugendliche mit sozial-emotionaler Benachteiligung am Übergang Schule – Beruf massive Unterstützung benötigen. Hinsichtlich dieser Entwicklung galt und gilt es, Clearing als bedarfsgerechtes, systemübergreifendes, zentrales Steuerungselement weiterzuentwickeln.
Clearing hilft bei individueller Entscheidung nach der Schule
Der/die Clearer/in fungiert oft als Bezugs- bzw. Vertrauensperson, so Dr. Günther Schuster. Insbesondere dann, wenn die Jugendlichen keinerlei Unterstützung aus dem Familienkreis erfahren. Die Teilnahme am Clearing ist kostenlos, kann bis zu 6 Monate dauern und wird vom Bundessozialamt und seinen Landesstellen finanziert. Während des Clearingprozesses, in den auch Erziehungsberechtigte, Lehrer/innen oder Ausbildner/innen miteinbezogen werden, geht es darum Stärken und Interessen der Teilnehmer/innen herauszufiltern. Nachdem der individuelle Unterstützungsbedarf festgelegt wurde können praktische und theoretische Übungen, Praktika und Reflexionsgespräche den Übergang Schule-Beruf positiv beeinflussen.
Durch die zum Teil intensive Betreuung „können die jungen Menschen Selbstvertrauen und Berufswahlkompetenz erlangen und Perspektiven für ihre berufliche Zukunft entwickeln“, so Josef Schmied.
Schulen sind Partner der Clearingstellen
Erreicht werden die Jugendlichen am ehesten über die Schule. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Lehrern/innen und Clearern/innen sei unerlässlich. „Lehrer sehen das Clearing als Unterstützung“, so Mag. Christine Seifner. Insbesondere Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf sollten dieses Angebot rechtzeitig erhalten. Es gilt sie „in bestmöglicher Weise auf ihre zukünftige Integration in die Berufswelt“ vorzubereiten.
Herausforderungen für die Zukunft
Josef Schmied sieht die Herausforderungen des Clearings zum einen in der zunehmenden Heterogenität der Zielgruppe, zum anderen in der Qualitätssicherung der Instrumente des Clearing wie die angewandten Methoden, der Abklärungsprozess, der Beratungsprozess und die Dokumentation. Die österreichweite Vernetzung der insgesamt 26 Trägerorganisationen mit Schwerpunkt Clearing funktioniere sehr gut, so Schmied.
Nach der Notwendigkeit des Clearing gefragt äußert sich Dir. Jörg Schielin folgendermaßen: „Gäbe es die Clearingstelle noch nicht, man müsste sie erfinden“. Seiner Meinung nach hat jeder Jugendliche besondere Bedürfnisse und besondere Fähigkeiten. Durch den Clearing Prozess indem eine sehr persönliche, individuelle Betreuung durch die Clearer/innen stattfindet, würden sich „Frustrationserlebnisse“ im Berufsleben verhindern bzw. minimieren lassen.
Statistisches
Für das Jahr 2010 wurden 7554 Clearingfälle verzeichnet. Im Jahr 2002 waren es 1387 Fälle.
Die 7554 Clearingfälle von 2010 verteilen sich auf 4629 männliche und 2925 weibliche Teilnehmer/innen.
Die Clearing-Finanzierung setzt sich zusammen aus Budgetmitteln, Mitteln des Ausgleichstaxfonds und des Europäischen Sozialfonds. Das Gesamtbudget für 2010 betrug Euro 8.827.880,-
Resumée
BM Rudolf Hundstorfer gibt sich hinsichtlich der zukünftigen Finanzierung der Clearingstellen zuversichtlich und bedankt sich bei allen Mitarbeitern/innen „für 10 Jahre Ausdauer, Einsatz und professioneller Beratung“.
Aktionswoche „10 Jahre Clearing“
In allen Bundesländern finden anlässlich des 10-jährigen Bestehens Veranstaltungen statt. Eine Übersicht finden Sie hier:
www.bundessozialamt.gv.at – Clearing Aktionswoche 2011
AutorIn: Isabell Supanic
Zuletzt aktualisiert am: 04.06.2015
Artikel-Kategorie(n): Arbeitsintegration und unterstützte Beschäftigung, News
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