Kinder mit Behinderungen erhalten in Österreich sehr schwierig einen Kindergartenplatz. Nur in Wien etwa, sprechen Expert:innen von etwa 900 Kindern mit Beeinträchtigungen, die derzeit auf einen inklusiven Platz warten – dies ist somit ca. jedes dritte Kind.
In diesem Sinn weist die Diakonie auf die Probleme hin, die Eltern und ihre Kinder diesbezüglich bewältigen müssen, und fordert mehr Inklusion von Anfang an.
„Eltern von Kindern mit Behinderungen fühlen sich in Österreich völlig alleine gelassen“, so Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser. Und das, obwohl sich die Republik Österreich durch das Unterzeichnen der UN-Behindertenrechtskonvention im Jahr 2008 zur Umsetzung eines „inklusiven Bildungssystems auf allen Ebenen“ verpflichtet hat. Gleichzeitig scheint auch der Nationale Aktionsplan Behinderung (NAP II) der Bundesregierung noch keine Verbesserungen in dieser Hinsicht mit sich zu bringen.
Moser führt weiter aus, dass die herrschenden Umstände nicht nur Nachteile für die Kinder, denen ein frühes, inklusives Bildungsangebot, sowie eine Entwicklung unter Gleichaltrigen, verwehrt wird, zur Folge haben – so können dadurch auch deren Eltern gar nicht, oder nur eingeschränkt, arbeiten gehen.
„Wenn man vom Grundsatz ausgeht, dass alle Kinder – jene mit und jene ohne Behinderungen – von gelebter Inklusion profitieren, weil das voneinander Lernen in einer inklusiven Gemeinschaft die sozialen und intellektuellen Kompetenzen aller stärkt, ist es vollkommen unverständlich, dass hier seitens der Politik kaum Aufmerksamkeit auf diesem Thema liegt“, kritisiert Moser.
Statistik lässt zu wünschen übrig
Auch die Datenlage der Statistik Austria lässt zu wünschen übrig: So gibt es im Jahr 2022/23 in Österreich rund 7.000 Kleinkindbetreuungseinrichtungen und Kindergärten, von denen etwa 30% private Einrichtungen sind. Jedoch ist nicht ersichtlich, wie viele davon Integrations- oder Inklusionsplätze anbieten. Direktorin Moser schließt hieraus, dass das Thema in Österreich kaum Aufmerksamkeit geschenkt bekommt – es fehle ein „valides Lagebild“. Die Diakonie fordert diesbezüglich, dass „endlich umfassende Daten zur Situation von Kindern mit Behinderungen im elementarpädagogischen Bereich österreichweit erhoben und zugänglich gemacht werden“.
Diakonie als Vorreiter
Die Diakonie bietet mittlerweile selbst sogenannte „Integrationsgruppen“ in ihren elementarpädagogischen Einrichtungen in Oberösterreich, Salzburg, Kärnten und Wien an.
„Natürlich sind auch bei uns die Wartelisten lang und das Angebot reicht bei weitem nicht aus, aber es sind auch die administrativen Hürden, eine solche Gruppe zu eröffnen und das passende Personal zu finden, riesig“, so Moser. Es brauche unbedingt bessere Förderungen für private Träger, die inklusive Gruppen anbieten, sowie einen Ausbau des Ausbildungsangebots für inklusive Elementarpädagog:innen.
Dem sei hinzugefügt, dass es bis vor kurzem in einigen Bundesländern gar nicht vorgesehen war, dass private Einrichtungen überhaupt Inklusion im Sinne von „Integrationsgruppen“ betreiben.
Was es braucht…
Die Diakonie formuliert fünf konkrete Forderungen, welche Bildung für alle, und von Anfang an, möglich machen sollen. Es darf nicht sein, dass der Bereich der Elementarpädagogik in der Diskussion über Bildung (und Inklusion) weiter außen vor gelassen wird.
In diesem Sinn braucht es:
- einen Ausbau des inklusiven Angebots in Kindergärten,
- das Recht auf einen barrierefreien Kindergartenplatz auch im letzten Kindergartenjahr,
- bundesweit geltenden Rahmenbedingungen, die eben Genanntes gewährleisten,
- einen Betreuungsschlüssel der wissenschaftlichen Standards entspricht, sowie
- Maßnahmen bzw. einen Ausbau des Ausbildungsangebots.
Petition „Elementare Bildung ist MEHR wert“
Die Diakonie weist auf die Petition „Elementare Bildung ist MEHR wert“ hin und ruft zur Unterzeichnung der Forderungen auf:
www.kindergartenbraucht.at
AutorIn: Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 16.02.2024
Artikel-Kategorie(n): News, Schulische Integration
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